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klammer-tag Projekt, Oktober 2021, Weiterentwicklungen

Wir bauen EQUALS@WeAskYou für Frühbereichsheime aus.

Mit dem Kinderheim Pilgerbrunnen arbeiten wir gemeinsam an einem Projekt zur Diagnostik und Verlaufsdokumentation in Frühbereichsheimen für Kinder von 0-6 Jahren. Dem Projekt haben sich inzwischen auch andere Frühbereichsheime angeschlossen und der Kanton Zürich hat erfreulicherweise bereits Ressourcen für die diagnostischen Plätze im Kinderheim Pilgerbrunnen zur Verfügung gestellt.

 

Ziel dieses Projektes ist es, einen diagnostischen Standard zu entwickeln, mit dem man innerhalb eines Beobachtungszeitraums von wenigen Monaten ein gutes Bild der Risiko- und Schutzfaktoren einer Familie, sowie des Entwicklungsstands des Kindes bekommt und das Potential von ambulanten Hilfen dadurch besser abschätzen kann.

Hintergrund für das Projekt sind die grossen Schwierigkeiten, die alle beteiligten Parteien bei Platzierungen von kleinen Kindern haben: das Finden einer guten Balance zwischen absolutem Kinderschutz und Elternrecht, die Definition klarer Ziele für eine begrenzte Platzierung und sichere Rückführung für die Eltern und die Einrichtung, die Objektivierung und gute Dokumentation deren Erreichung bzw. Noch-Nicht-Erreichung.

Bei der Zielvereinbarung darf es eben nicht nur um die Belastungsfaktoren der Eltern („Machen Sie mal einen Entzug, dann kann ihr Kind wieder bei Ihnen leben") gehen. Sie muss explizit auch die Eltern-Kind-Interaktion (da auch eine „trockene Mutter“ erstmal lernen muss, eine ausreichend gute Mama zu sein) und die Erziehungsfähigkeit der Eltern adressieren, sowie eine ausreichende Förderung der Entwicklung des Kindes sicherstellen.

 

Fast immer müssen Platzierungen im Frühbereich gegen den Willen der Eltern eingeleitet werden, was diagnostische Prozesse sehr erschwert. Gutachten zur Erziehungsfähigkeit haben oft das Problem, dass sie einen Status zu einem gewissen Zeitpunkt beschreiben. Die Gefährdung des Kindes und die Kooperationsbereitschaft der Eltern, sowie ihr Ansprechen auf Interventionen spiegeln sich aber eher in einem wechselhaften Prozess mit „Aufs“ und „Abs“ wider.

In der Praxis werden oft zwei verschiedene Formen von ungünstigen Verläufen erlebt:

Einerseits solche, in denen Kinder sehr schnell und für die Fachkräfte in den Frühbereichsheimen auch überraschend und relativ unkritisch, zurückplatziert werden, weil bei einer geäusserten Kooperationsbereitschaft für ambulante Hilfe die Gefährdungslage juristisch oft nicht für so tiefgreifende Eingriffe ins Sorgerecht ausreicht. Bisher konnten Ausgangslage und Ziele der ambulanten Anschlusslösungen oft noch nicht gut genug beschrieben und spezifiziert werden, um den Verlauf nach so einem Rückführungsprozess ausreichend gut begleiten und die positive Entwicklung der Familie nachvollziehen oder gegensteuern zu können.

Andererseits zeigen sich kritische Verläufe, wenn sich Entscheidungen sehr lange hinauszögern. Für die betroffenen Kinder ist dies schwierig, weil zu viel Zeit verstreicht, bis alle diagnostischen Informationen für eine fachlich ausgewogene Entscheidung der KESB zusammengetragen werden. Mit dem Diagnostikprojekt wollen wir die Rolle der Institutionen Frühbereich und die Kooperation mit der KESB bei diesen Entscheidungen stärken, indem die klinischen Eindrücke dort besser, standardisierter und noch objektiver, auch von nicht in die direkte Betreuung der Kinder involvierten Fachkräften, erfasst werden können.

 

Wir arbeiten momentan sehr intensiv daran, eine solche Testbatterie mit aussagekräftigen Berichten zusammenzustellen und über EQUALS@WeAskYou applizieren zu können. Bevor wir alles konkret in der Praxis erproben, wollen wir unsere Überlegungen mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis kritisch diskutieren und im Anschluss optimieren, sodass wir dann das bestmögliche Modell im Verlauf des nächsten Jahres in der Praxis umsetzen können.

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