Welche Erfahrungen prägen während der Unterbringungen? Die neuen Datenauswertungen zeichnen ein positives Bild.
Unsere Factsheets Nr. 17 und Nr. 18 geben gemeinsam einen umfassenden Einblick darüber, wie die jungen Menschen ihre Zeit in den EQUALS-Institutionen kurz vor ihrem Austritt einschätzen. Während Factsheet 17 zeigt, wie sie den Austrittszeitpunkt und die zurückliegende Unterbringung insgesamt bewerten, beleuchtet Factsheet 18 genauer, welche persönlichen Fortschritte sie wahrnehmen und welche Faktoren aus ihrer Sicht zu diesen Entwicklungen beigetragen haben.
Die Daten stammen aus dem Austrittsfragebogen «Mein Weg», der den jungen Menschen eine strukturierte Reflexion ihrer Zeit in der Unterbringung ermöglicht.
Die Gesamtbewertung: Ein überwiegend positives Bild
Die Mehrheit der jungen Menschen empfindet den Zeitpunkt ihres Austritts als passend und blickt insgesamt positiv auf die Zeit in der Unterbringung zurück. Fast alle berichten, in zentralen Bereichen persönliche Fortschritte gemacht zu haben. Damit zeigt sich, dass die Unterbringungszeit vielfach als eine Phase gesehen wird, in der sie sich weiterentwickeln, stabilisieren und neue Kompetenzen erwerben konnten.
In welchen Bereichen berichten die jungen Menschen über Fortschritte und was hat geholfen?
Die Analysen der offenen Antworten aus Factsheet 18 zeigen eine deutliche Häufung in drei Entwicklungsfeldern:
- Selbstständigkeit & Verantwortung (~35 %) – ein zentrales Ziel für den weiteren Weg
- Schule & Ausbildung (~25 %) – konkrete Bildungserfolge
- Intrapsychische und soziale Entwicklung – wichtige Schritte der Stabilisierung
- Umgang mit Emotionen & Verhalten (~20 %) – z. B. weniger impulsiv reagieren, Aggressionen besser kontrollieren.
- Selbstvertrauen & Identität (~20 %) – mehr an sich glauben, ein stabileres Selbstbild entwickeln.
- Beziehungen & Kommunikation (~15 %) – besser über Probleme sprechen, Konflikte konstruktiv angehen.
Am meisten geholfen hat den jungen Menschen der menschliche Kontakt – sei es durch Bezugspersonen, therapeutische oder pädagogische Gespräche oder durch unterstützende Peers. Zusätzlich nennen sie ihre eigene Motivation, klare Strukturen im Alltag und einige auch Spiritualität als hilfreich.
Diskussion und Einordnung
Die Ergebnisse zeigen, dass die jungen Menschen die Zeit in den EQUALS-Einrichtungen sowohl als Phase funktionaler Entwicklung (Selbstständigkeit, Schule, Alltagskompetenzen) als auch der inneren Stabilisierung erleben.
Dass intrapsychische Fortschritte – etwa im Umgang mit Emotionen, im Selbstvertrauen und in Beziehungen – so häufig genannt werden, unterstreicht die Bedeutung stabiler Beziehungsarbeit und professioneller Begleitung im Alltag.
Limitationen
Bei der Interpretation ist zu berücksichtigen:
- Die EQUALS-Institutionen lassen sich freiwillig extern prüfen. Sie repräsentieren daher vermutlich eine eher positive Auswahl innerhalb der gesamten Heimlandschaft.
- Rund 90 % der Datensätze stammen von jungen Menschen, die regulär ausgetreten sind. Diejenigen mit Abbruchverläufen wären vermutlich kritischer.
Fazit
Insgesamt zeigen Factsheets Nr. 17 und Nr. 18, dass die jungen Menschen ihre Zeit in den EQUALS-Institutionen überwiegend positiv bewerten und vielfältige Fortschritte wahrnehmen – von schulischer Entwicklung über wachsende Selbstständigkeit bis hin zu bedeutenden inneren Veränderungen. Damit wird deutlich, dass Unterbringungen für viele eine wichtige Entwicklungs- und Stabilisierungsphase darstellen, die durch verlässliche Beziehungen und passende Rahmenbedingungen ermöglicht wird.
